Schüler machen zusammen mit der Polizei kooperativen Unterricht an der Realschule Krumbach
„Wenn die Schule zu viel für die beschädigten Toiletten zahlen muss, dann könnte der Pausenverkauf teurer werden!“, meint ein Schüler der Klasse 5c. Dass der Zehnjährige wissen muss, wie der Sachaufwandsträger der Schule im Fall von Sachbeschädigung verfährt, wäre zu viel verlangt, aber er hat ein Prinzip erkannt: Wenn Gemeinschaftsgut beschädigt wird, bringt das Nachteile für alle, weil der Schaden wieder gut gemacht werden muss.
Doch was hat diesen Jungen zum Nachdenken gebracht? Um Schüler für Sachbeschädigung und Diebstahl zu sensibilisieren, führten die Verbindungslehrerinnen Ulrike Tiedemann und Ulrike Pletzer zusammen mit den Polizeibeamten Ulrike Heisch und Richard Micheler das Projekt „Mein und Dein“ an der Realschule Krumbach durch. Dabei machten sie 30 zu Mediatoren ausgebildete Schüler fit, um in kleinen Teams die 5. Und 6. Klassen zu unterrichten. Anlass war die oben genannte beschädigte Toilette.
Die jüngeren Schüler waren natürlich davon begeistert, dass anstelle von Lehrern einmal Schüler vor ihnen standen. Und diese wussten, wie gut man etwas am Beispiel versteht: Mediatorin Alina legt ein goldenes Kettchen in die Mitte des Stuhlkreises und erzählt, dass dies ein Geschenk von ihrer Oma ist und ein Glücksbringer sei. Mediator Ludwig nimmt die Kette weg. Die Mediatorin Lorena fragt: „Wie könnte sich Alina nun fühlen?“ „Traurig“, meint Niklas, „auch etwas von der Erinnerung ist weg!“ Eines wird deutlich: Diebstahl tut weh
Anschließend wird geklärt, was das Opfer des Diebstahls tun kann, es wird betont, dass es sich unbedingt an jemanden wenden soll, bei einem größeren Wert an die Polizei. Dann klären die Mediatoren über die Folgen für den Täter auf. Problematisch wird es, wenn sich Diebstähle häufen. Beim zweiten Mal gibt es Sozialstunden, anschließend schreitet das Jugendamt ein. Strafmündig ist man ab 14 Jahren, dann kann auch Jugendarrest drohen. Auf die Eltern kommen in jedem Fall Probleme zu. Und Vorsicht! So manches ist Diebstahl, was man gerne in eine Grauzone abschieben möchte: zum Beispiel ein „ausgeliehenes“ Fahrrad, das man sich zur Heimfahrt vom Bahnhof nimmt.
Die Polizisten Micheler und Heisch weisen im Gespräch nach der Stunde darauf hin, dass sich keine Steigerung in einem Fehlverhalten Jugendlicher erkennen lassen dürfe. Es sei Aufgabe der Eltern mit ihren Kindern immer wieder darüber zu reden und mit ihnen zusammen eine Lösung zu finden. Ein Kind soll trotz entstandener Probleme von den Eltern akzeptiert und ernst genommen werden. Die Polizisten betonen, dass es Eigentumsdelikte von Jugendlichen in allen Schichten geben würde. Die Eltern sollten sich dringen darum bemühen herauszufinden, warum sich ihr Kind so verhält. Viel zu oft würde die Problematik einfach nur beiseitegeschoben oder es gebe nur Wutausbrüche der Erziehungsberechtigten, die nichts anderes seien als Hilflosigkeit.
Der zweite Programmpunkt „Sachbeschädigung“ erwähnt von zerkratztem Autolack, Graffiti an Zügen und Hauswände, beschmierten Parkbänken und Schultischen natürlich auch das tatsächlich vorliegende Problem der beschädigten Toilette. Wer trägt denn nun die Kosten? „Die Leute, die Steuern zahlen“, ist in der 6. Klasse die Antwort. „Jedes Klassenzimmer bekommt einen Beamer, weil die Schule einen bestimmten Betrag erhalten hat. Was ist, wenn von diesem Betrag auch die Toilette repariert werden muss?“, erklärt Ludwig. Betretenes Schweigen in der Klasse.
Anschließend werden die Schüler ermutigt im Rahmen des gebotenen Selbstschutzes bei Diebstählen, Sachbeschädigungen oder Gewalttaten nicht zuzusehen sondern sich an die zuständigen Stellen zu wenden: Mediatoren, Eltern, Lehrer, das Sekretariat oder den Hausmeister in schlimmen Fällen auch an die Polizei. Und noch etwas: Wenn Kinder oder Jugendliche schweren Schaden anrichten, kann die Versicherung bis zu 30 Jahre auf das spätere Gehalt zugreifen.
Mediatoren
Mediatoren sind Streitschlichter. Ihre Vermittlungstätigkeit ist vor allem in der Wirtschaft gefordert. Es gibt auch Mediatoren im kommunalen, politischen und sozialen Bereich.
An der Realschule wurden bisher…..Mediatoren ausgebildet, die bei Streitigkeiten unter Schülern tätig werden. Die Ausbildung findet in einem viertätigen Block statt, sie umfasst folgende Schwerpunkte: Konfliktmanagement, aktives Zuhören, Ich-Botschaften, Körpersprache, Konfliktlösung ohne Verlierer, Gesprächsregeln, Moderation von Gesprächen.
Ihre Aufgabe nehmen die Mediatoren im Team wahr, wobei sie als wichtigste Regel beachten, dass sie keine Lösungen anzubieten haben, sondern die Streitenden dazu bringen, selbst Lösungen zu finden, mit denen beide Parteien leben können.
(Frau Brigitte Pöschl)